Zum Nationalfeiertag durfte ich dieses Jahr in Brienz/Brinzauls am 31. Juli 2017 sowie in Alvaneu Dorf am 01. August 2017 meine Gedanken äussern. Herzlichen Dank dem Sportverein von Brienz/Brinzauls unter der Leitung von Roland Bossi und dem Dorfverein von Alvaneu unter der Leitung von Claudio Egli.
Hier meine Gedanken zum Nationalfeiertag:
Es gilt das gesprochene Wort
Ich freue mich sehr, heute Abend mit Ihnen zu verbringen und danke Ihnen herzlich für die Einladung. Nachdem ich heute bereits das zweite Mal eine Einladung von Ihnen erhalten habe, freut es mich ausserordentlich, dass ich noch eine zweite Chance von Ihnen erhalten habe.
Am 1. August schaut man meistens zurück in die Vergangenheit; ich möchte dies heute Abend nur kurz tun und vor allem in die Zukunft unseres Tales schauen. Vieles ist hier in Bewegung – wer weiss dies besser als Sie, die ständig mit den Gefahren und Auswirkungen des Brienzer Rutsches zu leben haben. Politisch ist in den letzten Jahren viel passiert in unserer Region: Aus den ehemals 21 Gemeinden wurden heute sieben und ab 1. Januar 2018 sechs Gemeinden. Die Kreise, Bezirke und Regionalverbände wurden abgelöst und durch die Regionen ersetzt. Viele einzelne Projekte wurden in den vergangenen Jahren von klein weiterentwickelt und sind heute von grosser Bedeutung für unsere Gemeinde und unsere Region: Ich denke dabei an das Bad Alvaneu und den Golfplatz, an die Skateline in Surava oder bei Ihnen an die Burg Belfort und den Kulturweg.
Für mich als Junger ist entscheidend, wie sich unser Tal in Zukunft entwickeln wird. Die externen Faktoren wurden nämlich schwieriger: Stichworte Zweitwohnungen, starker Franken, schwächelnde Wirtschaft. Es reicht nicht, dass wir uns auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen. Wir müssen die Voraussetzungen schaffen, dass unsere Region auch in Zukunft attraktiv bleibt. Die Attraktivität unserer Region beruht dabei auf drei Säulen: dem Gesellschaftlichen, der Wirtschaft und dem Tourismus.
Zum Gesellschaftlichen
Die Lage unserer Region ist eigentlich ideal: Wir leben im Zentrum Graubündens. Das Bündner Rheintal, wo die meisten Arbeitsplätze angesiedelt sind, ist heute mit dem Auto innert 30 Minuten erreichbar. Auf politischer Ebene haben wir für bessere Verbindungen im öffentlichen Verkehr, nämlich Halbstundentakt bis Tiefencastel, gekämpft: Leider war hatte die Mehrheit im Grossen Rat zu wenig offen für unser Anliegen. Die Lage der Ortschaften in unserer Gemeinde ist wunderbar. Viele dieser Ortschaften sind von einmaliger Aussicht, viel Sonne und Ruhe geprägt. Als Kind hätte ich mir zudem keinen schöneren Ort wünschen können, als bei uns in Surava aufzuwachsen: Man kennt sich, hilft einander und ist füreinander da, wenn man sich braucht. Diese Gemeinschaft, wie Sie sie auch hier in Brienz/Brinzauls kennen und leben, bedeutet Heimat, Geborgenheit und ein Gefühl des Willkommens. Für unsere Region ist aber auch ein weiterer Faktor entscheidend: Während im Bündner Rheintal die Preise für Bauland explodieren, sind sie bei uns durchaus noch bezahlbar. Der Druck weg von den Zentren, zurück in die Regionen, wo das Leben noch lebenswert ist, wird zunehmen. Um für Familien attraktiv zu sein, braucht es zudem gute Schulen. Kurze Arbeitswege und günstiges, verfügbares Bauland und gute Schulen sind für uns die entscheidenden Faktoren, um in Zukunft attraktiv zu sein!
Zur Wirtschaft
Wir wollen in unserer Gemeinde gute Voraussetzungen für die bestehenden Gewerbebetriebe schaffen, damit sich diese weiterentwickeln können und bei uns in der Gemeinde bleiben. Als KMU sind sie das Rückgrat unserer Wirtschaft. Unter dem Stichwort „gute Rahmenbedingungen“ wollen wir auch Voraussetzungen für neue Gewerbebetriebe in der Gemeinde schaffen. Was gehört dazu? Es braucht erschlossenes, rasch verfügbares und günstiges Bauland. Dies ist die allerwichtigste Voraussetzung. Wir haben in Surava ein Güterumschlagszentrum bei der Bahn und sind in 15 Minuten an der Autobahn. Zudem braucht es gute Verbindungen im öffentlichen Verkehr: Leider ist der Halbstundentakt, wie erwähnt, vom Parlament abgelehnt worden. Es braucht eine aktive Bodenpolitik, indem die Politik mit der Wirtschaft den aktiven Austausch sucht und auf mögliche Standorte in der Region aufmerksam macht. Wir müssen damit Wirtschaftsförderung im Kleinen betreiben und kleine Projekte fördern – was die grosse Wirtschaftsförderung des Kantons, sei es mit Olympia oder in Domat/Ems gebracht hat, haben wir gesehen. Es muss uns gelingen, die Wertschöpfung in der Region zu halten – wie dies das Puuracenter auf der Lenzerheide bestens vorzeigt. Regionale Produkte werden hier verarbeitet und vermarktet – ein Gewinn für Wirtschaft, Tourismus und die Landwirtschaft.
Als KMU zählen für mich nämlich auch die Landwirtschaftsbetriebe zur Wirtschaft – mit engen Bezugspunkten zum Tourismus. Die grösste Herausforderung für die Landwirtschaft wird in den nächsten Jahren die Betriebsübergabe sein. Viele Junge würden zwar gerne Betriebe übernehmen, können diese aber nicht finanzieren. Hier wird der Kanton gefordert sein, Lösungen aufzuzeigen.
Zum Tourismus
Der Tourismus gehört heute zu den wichtigsten Standbeinen unserer Region – und wir haben gute Angebote im Tourismus. Was wir endlich lernen sollten, sind die Kräfte im Tourismus zu bündeln: Auf der Lenzerheide haben wir ein Top-Skigebiet, das die grossen Massen anzieht. In Savognin haben wir ein kleineres Skigebiet, welches sich vor allem auf Familien konzentriert. Zwischen Preda und Begrün liegt die wohl bekannteste Schlittelbahn der Schweiz und in Surava haben wir mit der Skateline den ersten Eisweg der Schweiz. Diese Angebote gilt es, intelligent miteinander zu verknüpfen – indem wir ein Kombiangebot mit Skifahren, Schlitteln und Schlittschuhlaufen schaffen. Eine tolle Ergänzung bildet zudem das Bad Alvaneu. Hier sind die Touristiker gefordert, unsere Angebote miteinander zu verknüpfen.
Zudem müssen wir den Sommertourismus stärken. Der ehemalige Chef der LBB sagte einmal zu mir, dass er an einem starken Winterwochenende so viele Ersteintritte wie im ganzen Sommer habe. Die Wintersaison wird aufgrund des Klimawandels immer kürzer, womit wir den Sommertourismus ausbauen müssen – wie das die Lenzerheide mit den Bikern richtig macht. Der Parc Ela ist hierbei auf dem richtigen Weg. Als Ergänzung zu den touristischen Hotspots Lenzerheide, Savognin und Davos sollten wir auf einen eher seichten Tourismus setzen, der trotzdem Wertschöpfung generiert. Dies bedeutet auch eine Chance für unsere Region.
Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Ich bin aber überzeugt, dass es sich lohnt, sich für eine gute Zukunft unseres Tales einzusetzen und zu kämpfen. Wir haben gute Voraussetzungen oder sind daran, diese zu schaffen. Gemeinsam können wir auch den Jungen in unserem Tal eine Perspektive geben – dafür werde ich mich einsetzen!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen 1. August.
Viva la Val Alvra, viva la Grischa e viva la Svizra!